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Corleone und sein Aufstieg

Corleone

Corleone

Corleone als Ausflugsziel
Als Hochburg und Zentrum der Mafia galt schon immer die sizilianische Hauptstadt Palermo, in der zahlreiche Mafiaclans ihre Claims abgesteckt hatten. Hier fanden stets die großen Bandenkämpfe statt, da dort die lukrativsten Märkte im Bausektor und bei öffentlichen Ausschreibungen winkten.

In den 70er Jahren verlagerte sich das Zentrum jedoch in die kleine Stadt Corleone, südlich von Palermo in den Bergen gelegen. In 30 Jahren hatte die dortige Mafia ihre Macht kontinuierlich gegen die eher traditionellen Mafiagruppen aus Palermo ausgebaut. Stärker als alle anderen Clans hatten die Corleoneser alte Werte und Sitten abgestreift und sich auf den schnellen Weg zu Geld und Macht konzenriert. Als erster Mafiaclan stiegen die Corleoneser in großem Stil ins Heroingeschäft ein (Übernahme des Geschäftes von der zerschlagenen French Connection) und verdienten in kurzer Zeit enorme Geldsummen. Alte Abmachungen zwischen Mafiafamilien galten bei den Corleonesern nichts mehr.

Die Stadt Corleone hatte schon immer einen sehr schlechten Ruf als eine der gewalttätigsten Städte der Welt. Von 1944 bis 1948 wurden in der Stadt 153 Morde verzeichnet und 1953- 58 verlor Corleone 1,3 % der Bevölkerung durch Mordtaten (bei einer Bevölkerungszahl unter 10 000 Einwohnern).

1980 zogen die Corleoneser dann zur Entscheidungsschlacht aus, bei der sie im „Großen Mafiakrieg“ mit > 300 Toten in Palermo die Vorherrschaft der Palermer Clans brachen. Mit einer selbst für Mafiaverhältnissen äußerst brutalen Methode und Strategie wurden ganze Clans komplett ausgelöscht. Auch völlig Unbeteiligte und entfernte Verwandte wurden ermordet, um eine Rache zu verhindern. Die Corleoneser konnten die Clans abschlachten, da der alte Mafia-Kodex nicht mehr viel galt und zahlreiche Unter-Bosse die Chance nutzten und ihre Oberhäupter verrieten. Ohne Dank, denn diese wurden dann auch ermordet. Aus diesen Auseinandersetzungen ging die Cosa Nostra stärker, kompakter, vereinter, hierarchischer, dichter und noch undurchsichtiger hervor. Unangefochten strand nun ein Mafia-Boss an der Spitze der sizilianischen Mafia: Toto Riina aus Corleone.
Gleichzeitig legte die Mafia auch alle Hemmungen gegenüber dem Staat ab. Erstmals wurden auch Richter, Politiker und Polizeiführer in großer Zahl ermordet. Bis dato hatte die Mafia solche Attacken auf Vertreter des Staates vermieden, da solche Morde immer verstärkte Ermittlungsaktivitäten in der Region nach sich zogen und den normalen Gang der Geschäfte störten.
Die Corleoneser fühlten sich jedoch stark genug, gleichzeitig gegen die konkurrierenden Clans und gegen Staatsvertreter vorzugehen. Denn zu dieser Zeit wurden erstmals erfolgsversprechende Maßnahmen gegen die Mafia ernsthaft diskutiert.
Dies zeigte schon eine Zeitenwende, denn bis dahin konnte die Mafia solche Probleme meistens hinter den Kulissen regeln. Die Gewaltwelle war also eher ein Zeichen für die Schwäche der Mafia.
1982 bekam die Mafia mit dem Carabinieri-General della Chiesa erstmals einen gleichwertigen Gegner, der dann auch schon nach wenigen Wochen ermordet wurde. Danach wurde schrittweise der Ermittlungsapparat der Anti-Mafia-Ermittler ausgeweitet. (siehe auch: Anti-Mafia, auf den die Corleoneser wiederum mit Gewalt reagierten. (Morde an den besten Anti-Mafia-Ermittlern Falcone Borselini).

Gerade die Gewalt war für die Mafia sehr kontraproduktiv, da die Öffentlichkeit verstärkt ein wirksames Eingreifen des Staates verlangte und sich Anti-Mafia-Bewegungen in Sizilien bildeten. Als Anfang der 90er Jahre die schützende Hand der Politiker wegfiel, reagierte die Mafia wiederum mit einer brutalen Gewaltserie, der in Palermo 1991 718 Personen zum Opfer fielen.
Ein Nebeneffekt des Zusammenbruch des alten Parteiensystems in Italien war die zunehmende Bereitschaft von inhaftierten Mafiosi, auszupacken. Aufgrund unzähliger Kronzeugen-Aussagen konnten dann die meisten führenden Mafia-Führer festgenommen werden, darunter der Corleone-Boss T. Riina, der seit 23 Jahre auf der Flucht gewesen war.
Dies bedeutet jedoch nicht das Ende der Mafia, denn die Positionen werden schnell wieder von anderen ausgefüllt. Entscheidend ist dabei, inwieweit die bestehenden Clans sich befrieden und neue Beziehungen zu Machthabern und Staatsvertretern aufbauen können. Denn die Mafia lebt von einem organischen Beziehung.

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